An einem Freitagabend im September 2025 war es endlich wieder so weit: eine Veranstaltung so vielfältig wie die queere Community in Niedersachsen es ist – mit klassischen Grußworten, Arbeitsgruppen, einer Podiumsdiskussion und Musik.
Das war der Regenbogenempfang 2025 der Grünen Landtagsfraktion!
Nach fünf Jahren coronabedingter Pause wieder so viele Menschen aus der queeren Community, aus Verbänden, Initiativen, Politik und Zivilgesellschaft im Leineschloss willkommen zu heißen, war ein Geschenk. Über 150 Teilnehmende waren da – und sie füllten den Landtag mit ihren Stimmen, ihrer Haltung, Hoffnung und gemeinsamer Kraft. Schon am Nachmittag, bei den Führungen durch das Parlament, war zu spüren, wie sehr dieser Ort auch ein Ort für queere Sichtbarkeit und Teilhabe sein kann. Menschen saßen auf Abgeordnetenstühlen, hinter Redepulten, posteten in Storys – und waren einfach da. Mitten im Zentrum politischer Entscheidungen.
Am Abend durfte ich als queerpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion durch das Programm führen – ein für mich sehr besonderer Moment. Julia Willie Hamburg, unsere stellvertretende Ministerpräsidentin und Initiatorin der ersten Regenbogenempfänge der grünen Landtagsfraktion, sendete eine herzliche Videobotschaft und konnte mitteilen, wieviel sich in ihrem Ressort, Bildung, schon bewegt. Sozialminister Dr. Andreas Philippi von der SPD nahm sich ausführlich Zeit und stellte unter anderem den neuen Landesaktionsplan für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt vor. Detlev Schulz-Hendel, unser Fraktionsvorsitzender, eröffnete den Abend mit einer starken Begrüßung. Und dann ging es direkt hinein in Austausch, Diskussion und Vernetzung an verschiedenen politischen Thementischen – mit viel Fachexpertise und viel Wärme.
Ein inhaltlicher Höhepunkt für mich war das Podiumsgespräch mit Nyke Slawik, der queerpolitischen Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, und Melissa Depping, stellvertretender Geschäftsführerin des Queeren Netzwerks Niedersachsen (QNN). Moderiert von Juli Klippert sprachen wir über die Situation queerer Menschen in Niedersachsen heute – und über unsere Visionen für das Jahr 2035. Selbstverständlich sollte sein, dass Queersensibilität als Aufgabe quer durch alle gesellschaftliche Bereiche, Institutionen, Einrichtungen, Personen verstanden werde – so Melissa. Das trans* sein in zehn Jahren diejenige Akzeptanz erfährt, die die Ehe für Alle seit ihrer Einführung 2017 erfährt, diesen Wunsch äußerte Nyke. Für mich stand das Thema Sicherheit im Mittelpunkt: Wie schaffen wir es, dass queere Menschen sich nicht nur gesetzlich geschützt, sondern auch gesellschaftlich sicher fühlen? Dass Bedrohungen ernst genommen werden, Unterstützung greift und Schutz kein Privileg, sondern Realität ist?
Die ab Januar 2026 startende Fach- und Meldestelle Queerfeindlichkeit beim QNN ist dabei für mich ein echter Meilenstein. Sie wird helfen, queerfeindliche Vorfälle sichtbar zu machen, Betroffene zu unterstützen und Fachkräfte zu sensibilisieren. Es ist ein Schritt dahin, dass queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung nicht mehr unter dem Radar bleiben.
Auch die sechs Arbeitsgruppen, die am Nachmittag stattgefunden haben, waren Ausdruck davon, wie tief queere Themen in unserer parlamentarischen Arbeit verankert sind. Ich bin meinen Kolleg*innen unglaublich dankbar, dass sie sich – trotz einer vollen Plenarwoche – die Zeit genommen haben, mit der queeren Community zu ihren Themen ins Gespräch zu gehen. Pascal Mennen und Lena Nzume diskutierten zum Thema „Schule der Vielfalt – Realität oder Vision?“, Dr.in Tanja Meyer widmete sich „Feminismus als queerpolitischer Haltung“, Eva Viehoff arbeitete zur „Queeren Gesundheitsversorgung“, Pippa Schneider brachte ihre Expertise in der Gruppe „Queer & Hochschulen“ ein, Detlev Schulz-Hendel befasste sich mit „Queeren Projekten und kommunaler Förderung“, und Michael Lühmann sprach mit Teilnehmenden zum Thema „Sicherheit“. Die Impulse, die dort gesammelt wurden, werden uns in der Fraktion weiter begleiten – und hoffentlich bald in konkrete parlamentarische Initiativen einfließen.
Emotionaler Höhepunkt des Abends war für mich der Auftritt des Chors Queermonics – ein queerer Chor aus meinem Wahlkreis Braunschweig. Ihre Stimmen füllten den Raum und auch auch unsere Herzen. Ich war tief berührt – und ja, es flossen auch ein paar Tränen … Es war einer dieser Momente, in denen die politische Arbeit ganz nah ans Persönliche rückt und in denen klar wird, warum wir tun, was wir tun.
Der Abend klang aus mit vielen guten Gesprächen, einem lebendigen Austausch am Buffet und dem Gefühl: Wir sind viele. Wir sind vernetzt. Wir gestalten gemeinsam Zukunft. Und wir lassen uns nicht wegdrängen!
Ich nehme diesen Abend mit – als Kraftquelle, als Bestärkung, als Erinnerung daran, dass queere Politik mitten ins Parlament gehört.
Und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Regenbogenempfang:
Auf Wiedersehen im Mai 2027!
Foto: Amelie Walther