Du betrachtest gerade Beim Kinderschutz haben wir ALLE Kinder im Blick!

Beim Kinderschutz haben wir ALLE Kinder im Blick!

Die Niedersächsische Landesregierung hat letzte Woche eine Kinderschutzstrategie vorgelegt, die ich sehr begrüße. 

Für mich einer der wichtigsten Punkte ist, dass es wirklich um ALLE Kinder geht und nicht nur um einzelne Gruppen oder Gefährdungen. Wir denken nicht nur an Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren haben sondern auch an armutsbetroffene Kinder, an Kinder mit Behinderung, Kinder auf dem Land und in der Stadt, an trans* kinder und Kinder mit Migrationshintergrund. 

Denn kein Kind darf abgehängt werden. 

Kein Kind darf durch die Raster fallen. Klar ist aber auch, die Kinderschutzstrategie ist nur der Anfang. Sie wird sich weiterentwickeln müssen. Und letztendlich geht es auch um ein neues Kinderschutzgesetz.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,

manchmal lohnt es sich, innezuhalten und sich zu fragen: Was meinen wir eigentlich, wenn wir über Kinderschutz sprechen? Ich habe nach der vorangegangenen Rede den Eindruck, wir meinen da sehr unterschiedliche Sachen. Und auch: Wen haben wir beim Kinderschutz eigentlich im Blick? Meinen wir wirklich alle Kinder? Oder nur bestimmte Gruppen? Nur bestimmte Gefährdungen?

Ich will heute sagen: Für uns als Grüne und auch für diese Landesregierung gilt – Kinderschutz heißt: alle Kinder im Blick haben. Alle Lebensrealitäten, alle Erfahrungen, alle Risiken. 

Beim Kinderschutz geht um Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren haben – ja, ohne Zweifel. Es geht darum, jede einzelne gemeldete Kindeswohlgefährdung genau zu prüfen und Maßnahmen zu treffen, diese künftig zu verhindern. Aber umfassender Kinderschutz heißt auch: Kinder vor Ausgrenzung, institutioneller Diskriminierung und struktureller Benachteiligung schützen.

Deshalb geht es auch um Kinder die in Armut leben und deren Alltag durch Mangel geprägt ist – immerhin jedes vierte Kind in Niedersachsen. Um Kinder mit Behinderungen, die oft übersehen und unterschätzt werden. Um Kinder auf dem Land, wo der nächste Arzt, die nächste Beratungsstelle manchmal zu weit weg ist. Uns geht es um Kinder in stationären Einrichtungen, die dort ein Recht auf Schutz, Nähe und Vertrauen haben wie jedes andere Kind.

Deshalb geht auch um trans Kinder und Jugendliche, die sich täglich rechtfertigen müssen und auch hier immer wieder angefeindet werden. Es geht um Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte, die noch immer strukturelle Diskriminierung erfahren. Es geht um unbegleitete minderjährige Geflüchtete, deren Eltern sie über Jahre nicht sehen dürfen – und ja, auch der Familiennachzug gehört zum Kinderschutz. 

Kinderschutz darf nicht vom Zufall abhängen. Niemand darf durch die Raster fallen.

Und wenn wir wollen, dass alle Kinder sicher aufwachsen, dann reicht es nicht, nur die Polizei oder das Jugendamt zu rufen, wenn’s zu spät ist. Dann müssen wir früher ansetzen. Präventiv denken. Teilhabe ermöglichen. Und Schutz dort organisieren, wo Kinder leben, lernen, spielen. 

Deshalb gehört zum Kinderschutz auch das Recht auf Teilhabe – so, wie es die UN-Kinderrechtskonvention fordert. Liebe Kolleg*innen, wer nicht alle Kinder mitdenkt, schützt nicht alle Kinder. Wer den Blick nicht weitet, übersieht diejenigen, die den meisten Schutz brauchen. 

Die Kinderschutzstrategie, die die Landesregierung diese Woche verabschiedet hat, geht richtige und notwendige Schritte nach vorne. In Richtung eines Kinderschutzes für alle Kinder: Fachkräfte und Ehrenamtliche aller Bereiche sollen umfassend fortgebildet werden. Schutzkonzepte in Schulen und anderen Einrichtungen der Jugendarbeit kommen und werden gestärkt.  Beratungsangebote sollen finanziell besser abgesichert werden. Und der neue Kinderschutzbeirat bringt verschiedene Perspektiven an einen Tisch. All das ist gut und richtig. 

Aber klar ist auch: Das ist ein Anfang. Diese Strategie wird sich weiterentwickeln müssen. Und wir – als Parlament, als Politik – müssen dranbleiben. Für verlässliche Strukturen, für gute Ausstattung, für diskriminierungssensible Konzepte, für inklusiven Kinderschutz.

Denn: Räume, in denen Kinder sicher sind – sicher vor Gewalt, sicher vor Ausgrenzung, sicher vor Abwertung – die sind kein Luxus. Sie sind notwendig. Safer Spaces sind kein „Nice to have“, sie sind ein Muss. 

Und zum Schluss: Ein Satz zur AfD.

Wer in Debatten über Kinderschutz von „Frühsexualisierung“ und „Gender-Ideologie“ spricht, der hat nicht das Wohl von Kindern im Blick, der will auch keine Kinder schützen. Der will Ängste schüren, ausgrenzen und spalten. All das hat mit Kinderschutz nichts zu tun und hilft Kindern auch nicht. Denn wer Kindern und Jugendlichen verbieten will, sie selbst zu sein, ihnen Aufklärung verwehren will, der will und wird sie so nicht schützen – sondern im Gegenteil, der gefährdet sie. 

Kinderschutz heißt für uns: Kinder ernst nehmen. Ihre Rechte ernst nehmen. Ihre Vielfalt ernst nehmen. Und sie beteiligen, stärken, sichtbar machen.

Diese Strategie weist in die richtige Richtung. Gehen wir gemeinsam weiter.

Vielen Dank.

Quelle: Niedersächsischer Landtag – 25. Tagungsabschnitt (20.-22.5.2025) – TOP 14