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Wir benötigen zuverlässige Versorgungsangebote für Menschen mit Fatigue-Syndrom

Letzte Woche habe ich in meiner Rede eindringlich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, das Fatigue-Syndrom und ähnliche Erkrankungen wie ME/CFS und Long-COVID ernst zu nehmen. Diese oft unsichtbaren Krankheiten stellen Betroffene vor immense Herausforderungen: Alltägliche Aufgaben werden zur Hürde, und die Suche nach medizinischer Hilfe gleicht einer Odyssee.

Gerade nach der COVID-19-Pandemie hat die Zahl der Erkrankten stark zugenommen. Deshalb ist es unerlässlich, dass wir unsere Versorgungskonzepte weiterentwickeln. Ein wichtiger Schritt in Niedersachsen sind die neuen interdisziplinären Anlaufstellen an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universitätsklinik Göttingen, die eine umfassende Betreuung der Betroffenen ermöglichen.

Unser überfraktioneller Antrag – getragen von SPD, CDU und uns Grünen – zielt darauf ab, diese Versorgungsstrukturen flächendeckend auszubauen. Besonders am Herzen liegt mir dabei die Entwicklung spezifischer Behandlungskonzepte für Kinder und Jugendliche.

Es freut mich, dass ich in dieser Debatte Tanja Meyer vertreten durfte und dass wir als demokratische Parteien gemeinsam für die Bedürfnisse der Betroffenen einstehen.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleg*innen! 

Stellen Sie sich vor, Ihr Leben oder das eines nahestehenden Menschen ist von ständiger Erschöpfung geprägt. Einfache Tätigkeiten wie das Zähneputzen werden zur Herausforderung. Auch Licht schmerzt, und die Körperpflege wird ohne Hilfe unmöglich. Allein dieses kurze Bild beschreibt die Realität vieler Menschen, die unter dem Fatigue-Syndrom leiden. 

Fatigue bedeutet Ermüdung, aber es beschreibt auch mehr als reine körperliche Mündigkeit. Betroffene erleben eine endlose Suche nach medizinischer Hilfe, oft begleitet von Missverständnissen und fehlender Expertise. Es fehlt die richtige fachärztliche Anlaufstelle, es fehlt der Wegweiser durch ein System, sowohl für die Betroffenen als auch für behandelnde Ärzt*innen.

Diese Odyssee durch das medizinische System erfahren viele von Fatigue Betroffene oder an ME/CFS Erkrankte. Wir haben es schon gehört: Seit der COVID-19-Pandemie hat sich die Zahl der Betroffenen drastisch erhöht, was auch den Handlungsdruck auf uns als Gesellschaft verstärkt. Diese Entwicklung zeigt auch deutlich, dass wir uns nicht nur auf die Behandlung einzelner Symptome beschränken dürfen. Es ist notwendig, die gesamte Versorgungskette zu betrachten. Von der Diagnose über die therapeutische Begleitung bis hin zur Rehabilitation müssen wir sicherstellen, dass die Betroffenen ganzheitliche und auch kontinuierliche Betreuung erhalten. Gerade die interdisziplinäre Vernetzung zwischen verschiedenen Fachrichtungen ist hier unerlässlich. Unser Ziel muss es sein, in der gesamten Behandlungskette den Menschen wieder zu dieser Lebensqualität zu verhelfen, die ihnen bisher oft verwehrt bleibt. 

Daher ist es auch ein wichtiger und sehr zu begrüßender Schritt, dass in Niedersachsen an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universitätsklinik Göttingen interdisziplinäre Anlaufstellen geschaffen wurden, denn diese Einrichtungen bieten eine breite Unterstützung für Menschen, die an Long-COVID, einer ähnlichen Symptomatik infolge einer anderen Infektion, dem Post-Vac-Syndrom oder an ME/CFS leiden. Diese Anlaufstellen sind ein zentraler Baustein, um den vielfältigen Symptomen dieser sehr komplexen Krankheitsbilder gerecht zu werden. Sie bieten gleichzeitig eine sehr wichtige Brücke zu Forschung und Lehre, denn die Ursachen von Fatigue sind noch nicht ausreichend erforscht, und die Entwicklung gezielter Therapien ist daher dringend notwendig.

Unser Antrag zielt darauf ab, aufbauend auf diesen bisherigen Erfahrungen diese Angebote weiter auszubauen und flächendeckend in Niedersachsen verfügbar zu machen. Besonders wichtig ist uns dabei auch die Entwicklung eines speziellen Behandlungskonzepts für Kinder und Jugendliche. Wir wollen eine enge Zusammenarbeit zwischen den Universitätskliniken und den lokalen Fachärzt*innen, um eine umfassende Versorgung der Betroffenen zu gewährleisten.

Und auch uns freut es daher besonders, dass wir als demokratische Parteien dieses Vorhaben gemeinsam voranbringen. Die Unterstützung aller demokratischen Fraktionen zeigt, dass wir die Bedürfnisse der Betroffenen ernst nehmen und ihnen die Hilfe bieten wollen, die sie dringend benötigen. In diesem Sinne freue ich mich stellvertretend für unsere gesundheitspolitische Sprecherin Tanja Meyer auf die Beratungen im Ausschuss und danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

Quelle: Niedersächsischer Landtag – 18. Tagungsabschnitt (29.08.2024) – TOP 25

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